Die ehemals freie Reichsstadt und Bundesfestung Ulm hat diese Attribute verloren. Sie ist eine moderne Stadt geworden. Ein drittes Merkmal hat sie jedoch behalten - Garnisonsstadt. Das ist sie seit 1666. Eine wechselvolle Geschichte hat die Stadt in ihrer Entwicklung begleitet, aber sowenig die Ulmer ihre Soldaten, sowenig vergessen die Soldaten ihre Garnison, in der sie für kürzere oder längere Zeit oder gar für immer ihre zweite Heimat gefunden haben.
In der Erinnerung der Soldaten bleibt jedoch nicht nur die Stadt, sondern auch "ihre" Kaserne. Von einst 16 Kasernen der Garnison sind drei übriggeblieben. Kasernennamen im heutigen Sinne gab es früher kaum. Die Unterkünfte wurden nach Flurnamen oder nach der Waffengattung der in ihren Mauern stationierten Soldaten benannt. Aus dieser Zeit stammen die Namen wie "Kuhbergkaserne", "Gaisenbergkaserne", "Pionierkaserne" "Ulanenkaserne" u.a. Ehem. Pionierkaserne
Nach 1871 kamen dann Schlachtorte dazu, z.B. "Sedan" und "Flandern", die zwei Kasernen in Ulm ihren Namen gaben. Später wurden Kasernen auch anch bedeutenden Soldaten benannt - Hindenburg, Rommel, Bleidorn und Boelcke stehen hier stellvertretend. Nach dem Führer des Afrikakorps, Generalfeldmarschall Erwin Rommel, in Heidenheim geboren und in Herrlingen bei Ulm beigesetzt, wurde die 1959 neuerbaute Rommelkaserne auf dem Lerchenfeld bei Dornstadt bennant. Das frühere Garnsionsarresthaus in der Frauenstraße, das im 19. Jahrhundert erbaut wurde, diente der ehemaligen Standortkommandantur der Bundeswehr in Ulm ab 1958 als Unterkunft.
Die heute von der Bundeswehr genutzten Kasernen haben ihren Ursprung zum Teil schon im 19. Jahrhundert. Die Wilhemlsburg wurde in den Jahren 1842 bis 1848 als "Werk XII" der Bundesfestung erbaut. Die nach König Wilhelm I. von Württemberg benannte Kaserne mußte nach Übernahme durch die Bundeswehr 1959 erweitert und modernisiert werden. Der Komplex "Flanderkaserne" ist heute in die "Wilhelmsburg" einbezogen. Ebenfalls im 19. Jahrhundert hat die ehemalige "Kienlesbergkaserne" ihren Ursprung. Sie wurde in den Jahren 1865 bis 1868 auf dem Kienlesberg als Feldlazarett erbaut. Von 1956 bis 1997 war sie Sitz des Stabes II.Korps und Herzstück der heutigen Garnsion.
Wie "Wilhelmsburg" und "Kienlesbergkaserne" wurde auch das "Fort Unterer Kuhberg" im Zuge des Festungsausbaus in den JAhren 1846 bis 1858 als Vorwerk XXIX und XXX erstellt. Als Teil des "Fort Unterer Kuhberg" wurde die "Untere Kuhbergkaserne" für die Artillerie errichtet. Im Jahre 1934 erfolgte ihre Umbennung nach dem ersten Artilleriekommandeur V, dem badischen Reichswehrgeneral Rudolf Bleidorn. Heute sind darin das Kreiswehrersatzamt Ulm sowie die Standortverwaltung Ulm untergebracht.Ehem. Kienlesbergkaserne
Eines der früheren Offizierheime wird auch heute noch genutzt. In der Karlstraße 72 befindet sich das Standortoffizierheim. In der Zinglerstraße 70 war von 1960 bis 1997 der Amtssitz des Truppendienstgerichts Süd.
Somit besteht die Garnison Ulm heutzutage noch aus drei Kasernen. Neben der bereits angesprochenen Wilhelmsburg- und Bleidornkaserne existiert noch die Hindenburgkaserne auf dem Unteren Eselsberg, in der heute ein Großteil des Stabs- und Fernmelderegiment 210 stationiert ist.
Wilhelmsburgkaserne
Ulms Nachbarstadt Neu -Ulm war früher fester Bestandteil der Garnison und Festung Ulm. Von den ehemals vier Neu-Ulmer Kasernen ist die älteste (1863) im Zweiten Weltkrieg bei einem Fliegerangriff total zerstört worden. Sie ist jedoch unter dem Namen "Friedens-/Maximilians oder 12er Kaserne" bei der Bevölkerung noch in Erinnerung. Die in den Jahren 1936 bis 1938 vor den Toren Neu-Ulms errichteten Kasernen wurden nach General Ludendorff und General Reinhardt, früher Wehrbereichsbefehlshaber V Stuttgart, bennant.
Nach 1945 wurden sie durch die US-Army belegt und umbenannt. So erhielt die "Ludendorff-Kaserne" den Namen des amerikansichen Captains Robert C. Wiley, der sich im Zweiten Weltkrieg besoners ausgezeichnet hatte. Die "Reinhardt-Kaserne", die von der US Airforce belegt war, verdankt ihren Namen dem US-Sergeant Wiliam L. Nelson, der für seinen militärischen Verdienste in Nordafrika mit der "Medal of Honor" ausgezeichnet wurde. Die 1899 eröffnete "Offizierspeiseanstalt" an der Donau bot als "Donau-Casino-Club" den Offizieren der US-Garnison Neu-Ulm die Möglichkeit geselligen Beisammenseins.
Beide Kasernen wurden zum 30.September 1991 von den US-Streitkräften geräumt und an deutsche Behörden übergeben. Heute beherbergen sie das Dietrich Theater, die Montesorie-Schule, den Wiley Club, die Evangelische Freikirche Baptisten Ulm/ Neu-Ulm. ein Dialysezentrum, verschiedene Firmen, die Freiwillige Feuerwehr Neu-Ulm, den TÜV Bayern und das Finanzamt Neu-Ulm.
Ein Großteil des Textes ist der Standortbroschüre der Garnison Ulm / Neu-Ulm und Dornstadt aus dem Jahr 2000 entnommen. Herausgeber: Standortältester Ulm. Die Bilder entstammen anderen Quellen.